BUND Landesverband Sachsen

Erst ohne Kohle eine klare Perspektive

06. November 2018 | BUND, Kohle, Energiewende

Weißwasser sucht nach einer Zukunft ohne Kohle. Etwa 30 Bürgerinnen und Bürger haben am Montagabend teilgenommen an der Diskussionsveranstaltung “Ohne Kohle keine Perspektive - Praktische Ansätze für den Strukturwandel in Sachsens Abbaugebieten”.

Foto: BUND Sachsen

Gemeinsam mit der Stiftung Weiterdenken und den Sächsischen Entwicklungspolitischen Bildungstagen (SEBIT) hatte der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Landesverband Sachsen in die Stadtbibliothek Weißwasser eingeladen, um Ideen zu sammeln und Perspektiven zu entwickeln unabhängig von der Förderung und Verstromung der Braunkohle.

“Die Fakten sprechen für sich”, sagte in seinem einleitenden Vortrag zum Kohleatlas des BUND Sachsen und der Stiftung Weiterdenken Dr. David Greve, Geschäftsführer des BUND Sachsen, “wenn wir den Klimawandel bremsen und unsere Lebensqualität erhalten wollen, müssen wir aus der Kohle aussteigen, weltweit und in Sachsen.” Wie sie den Ausstieg gestalten wollen, müssten die Betroffenen jedoch selbst in die Hand nehmen.

In Form eines Worldcafés hatte der BUND die anschließende Diskussionsrunde organisiert. Dr. Gerd Lippold, unter anderem wirtschafts- und klimapolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im sächsischen Landtag, Dr. Henry Schürmann, Bildungsreferent bei Misereor, und Michael Zink aus der Abteilung Allgemeine Vermittlung/Arbeitgeberservice von der Agentur für Arbeit Niesky/Weißwasser diskutierten in drei Runden mit den Anwesenden. Ihre Themen waren der Strukturwandel in der Lausitz, globale Auswirkungen des Kohleabbaus und berufliche Perspektiven nach dem Ausstieg.

„Wir haben hier ein Problem mit dem Loslassen”, stellte Gerd Lippold fest. „Um aus den Sackgassen zu finden, in die wir mittlerweile geraten sind, weil wir immer noch versuchen, den Ausstieg aufzuschieben, brauchen wir eine progressive Grundsatzentscheidung der Kohlekommission.” Auch mit einem Ausstieg werde es nicht zu einem Bruch in der Region kommen wie nach dem Fall der Mauer 1990. „Wir müssen die Punkte identifizieren, die damals vernachlässigt wurden und mit einem großen Impuls lösen“, sagte der Politiker. Er könne sich beispielsweise eine speziell geförderte Gründerszene Lausitz vorstellen und die Lausitz als Modell für die Entwicklung neuer demokratischer Formen der Mitsprache.

Angst bremst nur die Menschen, hält jedoch nicht den Wandel auf. „Wer alles negativ sieht, wird selbst zum negativen Menschen. Wir müssen aus der Situation das Positive ziehen und die Veränderungen annehmen“, sagte Michael Zink, Arbeitsvermittler der Agentur für Arbeit Bautzen. „Wir haben hier gute und motivierte Fachkräfte, die sich der beruflichen Umorientierung stellen müssen und dies auch tun.“ Er bot individuelle Beratung und Unterstützung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber an. Impulse der Veranstaltung gibt er an seine Geschäftsführung weiter.

Dr. Henry Schürmann, Bildungsreferent bei Misereor konnte die sächsische Situation global einordnen. Aus Umbruchserfahrungen in Entwicklungsgebieten weltweit folgerte er: „Was wird zählen in 10-20 Jahren – Arbeitsplätze auf Teufel komm raus oder Lebensqualität?“ Auf große Lösungen zu warten mit Tausenden von Arbeitsplätzen nütze nicht den kleinen Leuten. Dezentrale Lösungen zur Energieversorgung, die Förderung von Selbstorganisation und -versorgung, die Unterstützung kleiner und mittelständischer Unternehmen sei der nachhaltigere Weg. „Veränderung ist möglich“, sagte Schürmann. Der Wandel wird kommen. Der BUND Sachsen will ihn gemeinsam mit den Menschen in der Region gestalten.

 

Pressekontakt:

Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Tel. 0341/ 49 27 78 66, felix.ekardt(at)bund-sachsen.de

Pressemitteilung als PDF

 

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