BUND Landesverband Sachsen

Kein Paradies für kleine Bäche

22. März 2024 | Lebensräume, Flüsse & Gewässer, Naturschutz

Zum Weltwassertag: Citizen Science-Projekt FLOW zeigt: Kleine Bäche in Deutschland sind in einem schlechten ökologischen Zustand, die Biodiversität ist gefährdet

Der Paradiesbach Kleine Fliessgewässer bilden etwa 70 Prozent des deutschen Gewässernetzes ©stock.adobe.com/iLUXimage

Gablenz. Der Paradiesbach ist Lebensader eines ganzen Schutzgebietes – dem Paradiesgrund. Hier im Westen Sachsens (Zwickauer Raum) testeten Freiwillige im Citizen-Science-Projekt FLOW zwischen 2019 und 2023 das Gewässer. Leider konnte dem Bach nur eine „mäßige“ Qualität nachgewiesen werden. In Deutschland sind viele Bäche im landwirtschaftlichen Umland mit Pflanzenschutzmitteln belastet. Die Ergebnisse des FLOW-Projekts, das der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig umsetzt hat, sind besorgniserregend. Die Botschaft zum Weltwassertag lautet: In der Mehrheit der im FLOW-Projekt bundesweit untersuchten Bäche finden sich Schadstoffe. Der Erhalt der Biodiversität ist dadurch gefährdet.

Der Vorsitzende des BUND Sachsen, Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, dazu: „Schadstoffe sind überall. Sie verbreiten sich im Wald, auf dem Acker, im Park und auf dem Feld. Sie verschmutzen Wasser, Luft und Böden, schädigen Tiere und Pflanzen. Die Belastung von Kleinfließgewässern mit Pflanzenschutzmitteln ist hoch. Bei 80 Prozent dieser Bäche werden die staatlichen Grenzwerte überschritten werden, obwohl die Grenzwerte ohnehin viel zu hoch angesetzt sind.“

Trotz der bereits im Jahr 2000 auf EU-Ebene verabschiedeten Wasserrahmenrichtlinie sind laut Umweltbundesamt nur etwa acht Prozent der amtlich untersuchten deutschen Fließgewässer in einem „guten ökologischen Zustand“. Allerdings finden die vielen kleinen Fließgewässer mit einem Einzugsgebiet von unter zehn Quadratkilometern bei der systematischen Überwachung durch die Behörden bislang kaum Beachtung. Obwohl sie etwa 70 Prozent des deutschen Gewässernetzes ausmachen. Sie sind für den Erhalt der biologischen Vielfalt von großer Bedeutung.

Ekardt: „Dringender Handlungsbedarf zum Schutz der Biodiversität ist geboten. Der BUND Sachsen fordert eine tatkräftige Wiederherstellung gesunder Bäche, sowohl in Hinblick auf ihre Gewässerstruktur als auch in Verhinderung von Schadstoff-Einleitung. Dies bedeutet auch eine schrittweise Reduzierung der Nutzung von Pestiziden und das Verbot besonders gefährlicher Pestizide. Nur so können wir eine gesunde und lebenswerte Umwelt schaffen. Es ist Zeit für eine Transformation in der Landwirtschaft.“

Hintergrund:

Pflanzenschutzmittel sind Wirkstoffe, die zum Schutz von Kulturpflanzen vor Schädlingen, Beikräutern oder Krankheiten eingesetzt werden. Diese Stoffe sind aber auch für andere Pflanzen und Nützlinge, wie Wildbienen, Schmetterlinge oder andere Tierarten, giftig. Durch ihren Einsatz in der konventionellen Landwirtschaft gelangen sie in Bäche, Flüsse, Seen und in das Grundwasser und verschlechtern die Wasserqualität. Mehr dazu

Der Paradiesbach ist einer weiteren Bedrohung ausgesetzt: Für die Kiesgrube Gablenz ist eine Deponie mit Halde für gefährliche Abfälle geplant. Für das Gebiet gelten besondere Anforderungen an den Naturraum und Grundwasserschutz – trotzdem sollen hier, vor allem „wassergefährdende“ Abfallstoffe eingelagert werden. Mehr dazu

Weitere Informationen:

1. Veröffentlichung Journal Science of the Total Environment

2. Das Citizen-Science-Projekt FLOW wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung gefördert. Eine begleitende Dissertation wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert. Mehr Informationen auf der Projektwebseite.

3. BUND-Pestizidexpertin: BUND: Corinna Hölzel, Tel.: 030-27586-547, Mobil: 0175-4487691, E-Mail: corinna.hoelzel(at)bund.net

4. Pressekontakt: BUND Sachsen, Barbara Braun, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, presse(at)bund-sachsen.de, 0351 84 75 44 62

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