BUND Landesverband Sachsen

Der Luchs in Sachsen

Lange Zeit war der Luchs im Freistaat heimisch und lebte in den großen Waldgebieten Sachsens. Doch durch die starke Besiedlung, einhergehend mit einer zunehmenden Waldrodung und durch seine extreme Bejagung wurde er schließlich ausgerottet. Sachsens letzter Luchs wurde 1743 bei Hinterhermsdorf in der Sächsischen Schweiz geschossen.

So erging es der gesamten Luchspopulation in Deutschland, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts im ganzen Land ausgerottet war. Mit Hilfe von Wiederansiedlungsprojekten im Pfälzerwald, Harz und Bayerischen Wald kehrt der Luchs nun langsam in seine frühere Heimat zurück. Auch in Sachsen lässt er sich mittlerweile hin und wieder blicken, doch heimisch ist der Luchs im Freistaat noch nicht. Meistens handelt es sich dabei um Männchen, die auf der Suche nach einem geeigneten Lebensraum sind. Oftmals sind die Besuche jedoch nicht von Dauer, da sich ein längerer Aufenthalt ohne Weibchen nicht lohnt.

Da die Tiere bei ihrer Wanderung nicht an Grenzen Halt machen, stellt Sachsen eine wichtige Schnittstelle für den Austausch zwischen den Luchspopulationen dar. Luchse aus dem Harz, Bayerischen Wald, Tschechien und Polen können im Freistaat aufeinandertreffen und somit die genetische Vielfalt der Art aufrechterhalten. Langfristig bildet Sachsen auch eine wichtige Verbindung in die Karpaten.

Der Eurasische Luchs (Lynx lynx)

Steckbrief

Foto: Andreas Heiland

Aussehen: Fellfärbung variiert je nach Jahreszeit und Region: das Sommerfell ist meist rötlich braun und die Flecken sind stärker ausgeprägt, das Winterfell ist dichter und bräunlich-grau gefärbt; breiter Backenbart; ca. 4 cm lange „Pinsel“ auf den Ohrspitzen; Stummelschwanz mit schwarzer Spitze; hochbeinig, jeder Luchs weist eine individuelle Fleckenzeichnung auf

Aktivität: dämmerungs- und nachtaktiv

Körperlänge: 80-120 cm

Schulterhöhe: 50-70 cm, etwa wie ein Schäferhund

Gewicht: 15-25 kg (Männchen schwerer als Weibchen)

Paarungszeit: Februar bis April

Tragzeit: ca. 70 Tage

Wurfzeit: zwischen Mai und Juni, durchschnittlich zwei Jungtiere

Nahrung: hauptsächlich Rehe, mitunter auch Rotwildkälber oder Wildschwein-Frischlinge; Mufflons, Hasen, Füchse, kleinere Säugetiere und Vögel; selten Risse von Haus- oder Nutztieren

Spuren: typischer Katzenabdruck: ohne Krallen, größer als der Pfotenabdruck eines Fuchses und kleiner als der eines Wolfs, Vorderpfoten größer als Hinterpfoten

Alter: in der Natur bis zu 17 Jahre, in Gefangenschaft über 20 Jahre

Schon gewusst?

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Wozu hat der Luchs seine Flecken?

Im Lichtspiel des Waldes ist der Luchs dank seiner Flecken perfekt getarnt. Dadurch kann er sich gewissermaßen unsichtbar an seine Beute anschleichen oder sich gut versteckt ausruhen. Darüber hinaus ist das Fleckenmuster der Luchse so individuell wie der menschliche Fingerabdruck. Beim Monitoring mit Wildkameras können daher die Luchse anhand ihres Fells identifiziert werden.

Nesthocker oder Nestflüchter?

Wie alle Katzen ist auch der Luchs ein Nesthocker. Für die Geburt sucht sich die Luchsin ein sicheres Versteck, wo die Jungtiere zur Welt kommen. Anfangs sind sie noch blind und bleiben daher im Versteck. Mit ca. 16 Tagen öffnen sie ihre Augen und fangen an, ihre Umgebung zu erkunden.

Wie jagt der Luchs seine Beute?

Luchse sind Lauer- und Pirschjäger. Gut getarnt und im Schutz der Dunkelheit lauern sie ihrer Beute auf oder pirschen sich an sie heran, um sie dann blitzschnell zu schlagen. Die Beute verstecken sie meist unter Laub, Erde oder Schnee und kehren immer wieder zu ihr zurück bis sie vollständig verwertet ist.

Warum hat der Luchs Pinsel auf den Ohren?

Vermutlich dienen die Pinsel auf den Ohren der Geräuschverstärkung. So kann der Luchs ganz genau ausmachen, wo sich seine Beute befindet oder wo Gefahren lauern.

Wie groß ist ein Luchsrevier?

Luchsreviere können 50 bis 400 km² groß sein. Die Reviere der männlichen Luchse sind dabei deutlich größer als die der Weibchen und können bis zu drei Weibchenreviere überlappen.

Lebensraum der Luchse

© Andreas Heiland  (Andreas Heiland)

Luchse bevorzugen Waldgebiete mit einem hohen Angebot an potenzieller Beute und genug Unterholz, um Deckung zu finden und um ihren Nachwuchs sicher großzuziehen. Dabei sind sie nicht wählerisch und fühlen sich in allen Waldtypen wohl. So findet man sie sowohl in Laub- als auch in Nadelwäldern, in Gebirgen und im Tiefland. Felsen und andere Erhöhungen dienen tagsüber als Sonnenplätze und zum Ausruhen.

Luchse sind ebenso anpassungsfähig und finden sich auch in der Kulturlandschaft zurecht. So können die Pinselohren auch auf an Wälder angrenzenden Wiesen und Feldern Beute und Unterschlupf finden.

Verbreitung der Luchse

Das heutige Luchsvorkommen in Deutschland beruht auf Wiederansiedlungsprojekte und liegt hauptsächlich im Harz und im Bayrischen Wald. Seit 2016 werden Luchse auch im Pfälzerwald erfolgreich wiederangesiedelt.

Einzelne Tiere werden auch immer wieder in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen nachgewiesen. In Sachsen werden bereits seit den 1960er Jahren einzelne Luchse nachgewiesen. In den 1990er Jahren wurden die scheuen Waldbewohner hauptsächlich in der Sächsischen Schweiz und im Oberen Osterzgebirge gesichtet, wobei diese Tiere vermutlich aus Tschechien stammten.

In den letzten Jahren hat sich die Nachweislage in das Ost- bzw. Westerzgebirge verlagert. Seit 2013 ist im westlichen Erzgebirge, bei Johanngeorgenstadt, ein einzelner männlicher Luchs ansässig, dessen Revier vermutlich auch auf der Tschechischen Seite verläuft. Seit 2019 gibt es jedoch keinen gesicherten Nachweis mehr von diesem Männchen.

Verbreitungsgebiet Luchs in Deutschland

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