Einst in Deutschland fast ausgerottet, kehrt die Wildkatze nun langsam in ihre ursprünglichen Lebensräume zurück. Damit sie sich weiter ausbreiten kann, braucht sie naturnahe Wälder mit Verstecken, Plätzen zum Jagen und Möglichkeiten, ihre Jungtiere sicher aufzuziehen. Doch solche Wälder sind selten. Mit dem Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“, gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt, soll dies nun geändert werden.
In zehn Bundesländern will der BUND die Lebensräume der Wildkatze gemeinsam mit Partner*innen und Freiwilligen vor Ort wieder aufwerten. Dabei konzentriert er sich vor allem auf die Randverbreitungsgebiete der Wildkatze. Hier sollen Wälder, Waldränder und angrenzende landwirtschaftliche Flächen so umgestaltet werden, dass sich Wildkatzen wohl fühlen und sich so erfolgreich reproduzieren können.
Wildkatzenwälder für Sachsen
Der BUND Sachsen wird sich im Rahmen des Projektes unter anderem mit der Aufwertung von Waldrändern und Bachtälern sowie Strukturanreicherungen im Wald beschäftigen. Dafür wird er mit Akteur*innen wie Waldnutzenden und Privatwaldbesitzer*innen sowie Entscheidungsträger*innen aus Forst, Landwirtschaft, Jagd, Verwaltung, Kommunen und Kirche ins Gespräch gehen und gemeinsam Maßnahmen erarbeiten und umsetzen. Mit Wildkatzenwäldern von morgen werden so gleichzeitig artenreiche und klimaresiliente Wälder gestaltet.
Gemeinsam für wildkatzengerechte Wälder
Neben dem BUND Sachsen beteiligen sich auch der BUND-Bundesverband und die BUNDjugend sowie die BUND-Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen an dem Projekt. Damit ist fast das gesamte aktuelle Verbreitungsgebiet der Wildkatze in Deutschland abgedeckt.
„Wildkatzenwälder von morgen“ sind
Unaufgeräumt
Umgestürzte Bäume, Baumhöhlen, Wurzelteller, Reisighaufen und Gebüsch zeichnen wildkatzengerechte Wälder aus. In solchen Wäldern findet die kleine Raubkatze genügend Verstecke für sich und ihren Nachwuchs.
Strukturreich
Naturnahe Wälder bestehen aus verschiedenen Baumarten mit unterschiedlichen Altersstufen. Hier gibt es Lichtungen und strukturreiche Waldränder für die Mäusejagd und Versteckmöglichkeiten durch Totholz und Dickicht.
Gefährdungsarm
Wälder bergen häufig Gefahren für Wildkatzen: Länger liegengebliebene Holzpolter sind gern genutzte Wurfverstecke. Beim Abtransport können sie jedoch zur tödlichen Falle für Jungtiere werden. In Knotengitterzäunen können Wildkatzen beim Überklettern hängen bleiben und verenden qualvoll, wenn sie nicht rechtzeitig befreit werden. Über diese und noch mehr Gefahrenquellen möchte der BUND aufklären und diese gemeinsam mit den Akteur*innen reduzieren.
Lebenswichtig für alle
Nicht nur die Wildkatze profitiert von strukturreichen und laubholzgeprägten Wäldern, die aus standortheimischen Baumarten bestehen. Solche Wälder sind besser vor Stürmen und Austrocknung geschützt als monotone Wirtschaftsforsten. Sie können Klimaextreme besser abpuffern und sind somit widerstandfähiger gegenüber dem Klimawandel und dem Artensterben. Damit sind Wildkatzenwälder von morgen eine Bereicherung für uns alle!
Wälder der Artenvielfalt
Die Wildkatze übernimmt die Schirmherrschaft und steht mit ihren hohen Lebensraumansprüchen stellvertretend für viele weitere Arten – fühlt sich die Wildkatze wohl, fühlen sich auch andere Arten wohl. Wildkatzengerechte Wälder mit vielen verschiedenen Versteckmöglichkeiten, Lichtungen und naturnahen Waldrändern werden auch gern von anderen gefährdeten Arten wie Bechsteinfledermaus, Feuersalamander, Mittelspecht, Hirschkäfer, Haselmaus und Laubfrosch angenommen.
Publikationen
Wildkatzenwälder von morgen (bundesweites Projekt): Flyer