BUND Landesverband Sachsen

21. März: Tag des Waldes

19. März 2021 | Wälder

Internationaler Tag der Wälder: BUND Sachsen fordert mehr Waldwildnis

Dresden. Zum internationalen Tag der Wälder am Sonntag fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Sachsen mehr heimische Wälder als Naturwälder unter strengen Schutz zu stellen. Auf mindestens zehn Prozent der Waldfläche in Deutschland muss es wieder Wälder geben, in denen kein Baum mehr gefällt wird. Denn Wälder sind einer der Biodiversitätshotspots weltweit und natürlich auch in Deutschland.

Dr. David Greve, Geschäftsführer des BUND Sachsen, zeigt sich erschüttert über die Schäden in Sachsens Wäldern: „Mittlerweile fällt schon beim Waldspaziergang gleich ins Auge, dass die Wälder in Sachsen stark geschädigt sind. 17 Prozent sind, laut Sachsenforst, durch Dürre, Stürme und Borkenkäferbefall zerstört. Unsere Wälder stehen aktuell durch die Großschadenereignisse der vergangenen Jahre unter enormem Stress. Und während ein für unsere Breitengrade typischer Mischwald diesen Stress zumindest einigermaßen aushalten könnte, trifft es die seit Jahrzehnten auf den schnellen Euro ausgerichtete Waldwirtschaft, in der Fichten- und Kiefernmonokulturen den Ton angeben. Ein Umsteuern ist unerlässlich und das Waldsterben 2.0 sollte als Chance für den Aufbau von resilienteren Waldgemeinschaften genutzt werden. Dabei hilft sowohl die Aus-der-Nutzung-Nahme großer zusammenhängender Waldflächen wie auch das Umsteuern in der Forstwirtschaft.“

Deutschland ist bei Forderungen nach Erhalt von Regenwäldern international nur glaubhaft, wenn auch hierzulande eigene Naturwälder eine Chance bekommen. Derzeit dürfen sich nur 1,1 Prozent der Wälder in Deutschland frei entwickeln. Laut sächsischem Koalitionsvertrag wird ein Ziel von 5 Prozent Flächenstilllegung angestrebt und hierbei muss der Freistaat unbedingt mit seinen Waldflächen Vorreiter sein, damit auch Privat- und Kommunalwaldbesitzer*innen nachziehen. Denn aktuell sind wir von diesem Ziel noch weit entfernt. Wichtig ist auch, neben kleinräumigen ggf. forstwirtschaftlich uninteressanten Flächen auch weitläufige Gebiete aus der Nutzung zu nehmen, um so wirklich Wildniszonen mit der Chance für eine freie Entwicklung zu schaffen. Denn der Wald ist ein komplexes Ökosystem, welches seine wahre Vielfalt nicht auf engstem Raum zeigen kann.

Krisen können insbesondere für den Naturschutz auch eine Chance sein, wie beispielsweise das Grüne Band, der ehemalige innerdeutsche Todesstreifen beweist. Heutzutage handelt es sich um eine tolle Biotopverbundstruktur mit einer herausragenden Artenvielfalt. „Daher sollten wir nun die Krise des Waldsterbens als Chance nutzen und gemeinsam eine Perspektive für die Wälder in Deutschland schaffen“, so David Greve. „Wir brauchen strukturreiche Mischwälder und großflächige Gebiete, wo das Ökosystem Wald sich frei ohne das menschliche Handeln entfalten kann.“

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Hintergrund
Die natürlichen Wälder der Erde schwinden in rasantem Tempo, weltweit sind über eine Million Arten vom Aussterben bedroht. Durch die Corona-Krise ziehen sich die Verhandlungen über das neue globale UN-Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt hin. Deutschland hat sich der Initiative vieler Staaten angeschlossen, bis 2030 weltweit 30 Prozent der Landesfläche unter Schutz zu stellen. Zehn Prozent sollen streng geschützt werden.

Nach Auffassung des BUND müssen mindestens zehn Prozent der Wälder in Deutschland dauerhaft ihrer natürlichen Entwicklung überlassen werden. Denn eine intakte Waldwildnis ist ein essentieller Baustein für den Schutz der biologischen Vielfalt. Viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, die auf die Alters- und Zerfallsphasen der Bäume und eine natürliche Dynamik im Wald angewiesen sind, sind hierzulande stark gefährdet. Denn ihr Schutz schließt eine forstliche Nutzung aus – Waldwildnis ist wichtig für die biologische Vielfalt. Weißrückenspecht, Eremit oder Igel-Stachelbart haben nur dann eine Chance, wenn sich die Wälder auf großer Fläche wieder frei entwickeln können.

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Mehr Informationen
BUND Sachsen Wildnisstudie:
https://www.bund-sachsen.de/service/publikationen/detail/publication/wildnisstudie-freistaat-sachsen/

BUND-Forderungen zu Deutschlands Wäldern in der Klimakrise: www.bund.net/waldkrise 

Auch das aktuelle BUNDmagazin widmet sich dem Schwerpunktthema Wald: www.bund.net/service/publikationen/bundmagazin

Pressebilder zum Thema Wald finden Sie unter: www.bund.net/service/presse/pressebilder/aktionen/#c17180

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