Wildkatzen haben viele Verstecke ©Adobe Stock/Mathias Putze
Plauen. Lange Zeit galt die Europäische Wildkatze in Sachsen als ausgestorben. Langsam erobert sie ihre alten Lebensräume zurück. Dabei bevorzugt die Wildkatze strukturreiche Laub- und Mischwälder. Totholz, Kronenwälle und umgestürzte Wurzelteller dienen als Verstecke. Angrenzende Wiesen und Lichtungen dienen ihr als Jagdgrund. Die ersten Wildkatzen in Sachsen konnten im Vogtland nachgewiesen werden und reichen ins Jahr 2009 zurück. In den weiteren Jahren gab es dort nur noch Einzelnachweise und seit 2016 gelang kein Wildkatzennachweis mehr in dieser Region. Nun besteht die Hoffnung, dass sich eine kleine Wildkatzenpopulation etabliert.
Bereits seit 2022 führt der BUND Sachsen zusammen mit dem Staatsbetrieb Sachsenforst, Forstbezirk Plauen und vielen engagierten Freiwilligen unter Begleitung durch das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie ein Lockstock-Monitoring im Vogtland durch. Nachdem die Suche in den letzten Jahren ohne Erfolg verlief, wurden im Frühjahr 2025 im Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“, das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert wird, neue Lockstock-Standorte im Vogtland eingemessen. Entlang der Grenze zu Thüringen vom Pöllwitzer Wald bis zur Stadt Elsterberg brachte der BUND Sachsen Lockstöcke aus. Er verteilte sie auf Flächen vom Staatsbetrieb Sachsenforst, Privatwaldeigentümer:innen, der Stadt Pausa und der Stadt Elsterberg sowie auf Flächen des Ev.-Luth. Kirchbezirk Vogtland. Nun gibt es den ersten Erfolg! Gleich zwei Individuen konnten nachgewiesen werden, darunter auch das erste Weibchen im Vogtland.
„Besonders erfreulich ist der Nachweis des Weibchens. Wildkatzenweibchen haben hohe Ansprüche an ihren Lebensraum, da sie für die Jungenaufzucht allein zuständig sind und dafür viele Verstecke benötigen“, sagt Almut Gaisbauer, Leiterin des Projektes „Wildkatzenwälder von morgen“ des BUND Sachsen. „Ob es sich bei den Nachweisen um etablierte Wildkatzen handelt, bleibt jedoch vorerst abzuwarten. In den nächsten Jahren wollen wir das Monitoring fortführen, um darüber Klarheit zu erhalten“, so Gaisbauer weiter.
„Die neu entdeckten Vorkommen der Wildkatze sind ein überaus erfreuliches Signal und zugleich eine Bestätigung unserer Maßnahmen und Förderung zum naturnahen Waldumbau. Das Projekt bindet die Akteure vor Ort ein und schafft wertvolle Synergien“, sagt Forstbezirksleiter Bert Schmieder vom Staatsbetrieb Sachsenforst, Forstbezirk Plauen.
Um der Wildkatze eine Chance zu ermöglichen, sich dauerhaft im Vogtland etablieren zu können, veranstaltete der BUND Sachsen zusammen mit dem BUND Thüringen am 25. August 2025 im Pfaffengut Plauen ein Dialogforum mit Akteur:innen aus verschiedenen Interessengruppen. Neben der Vorstellung der Monitoring-Ergebnisse, diskutierten die Teilnehmenden auch darüber, wie man der Wildkatze eine Wanderung und damit Ausbreitung ins Vogtland ermöglichen kann. Dafür wird nun vom BUND Sachsen und BUND Thüringen eine Suchraum- und Machbarkeitsanalyse durchgeführt, in der die Ergebnisse des Dialogforums einfließen werden.
Hintergrund:
Das Wildkatzen-Monitoring wird im Frühjahr währen der Paarungszeit, der sogenannten Ranz, durchgeführt. Dabei werden angeraute Holzlatten, sogenannte Lockstöcke, in den Waldboden geschlagen und mit Baldrian-Tinktur besprüht. Der Baldrian ähnelt einem Sexuallockstoff und lockt die Wildkatzen an. Diese reiben sich an den Lockstöcken und hinterlassen Haare, die wöchentlich abgesammelt werden. Die Haarproben werden am Senckenberg-Institut in Gelnhausen genetisch analysiert. So werden nicht nur Wildkatzen-Individuen festgestellt sondern auch Rückschlüsse auf Herkunft der Wildkatzen und Populationsdichten möglich. Dabei handelt es sich jedoch nur um eine Momentaufnahme, da das Monitoring nicht das ganze Jahr über durchgeführt wird.
Das sechsjährige Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Das Projekt setzen der BUND-Bundesverband, die BUNDjugend und die BUND-Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen um.
In Sachsen wird die Maßnahme zusätzlich mit Mitteln des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft gefördert. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes. In Thüringen wird das Projekt vom Ministerium für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten kofinanziert.
Mehr Informationen:
- Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ des BUND Sachsen: www.bund-sachsen.de/wildkatzenwaelder
Kontakt:
Almut Gaisbauer, Projektleiterin „Wildkatzenwälder von morgen“ Sachsen,
Tel.: +49 157 57 95 38 82, almut.gaisbauer(at)bund-sachsen.de
