BUND Landesverband Sachsen

Kiesabbau im Heidebogen – der Widerstand bleibt

17. Februar 2023 | Moore, Lebensräume, Ressourcen & Technik

Kiesabbau im Heidebogen: Das Waldbesetzungscamp schwindet – der Widerstand bleibt

Wald gegen Kies Symbolbild: Wald muss für Kiesabbau weichen | Adobe Stock/vladim_ka

Würschnitz. Das Protestcamp „Heibo“ in der Laußnitzer Heide wird geräumt, und die Rodungsarbeiten haben begonnen, um den Weg für den Kiesabbau freizumachen. Es geht um den anhaltenden Konflikt Wald gegen Kies – und Klima- und Artenschutz gegen Wohnungs- und Straßenbau.

Obwohl Sachsens Boden reich an Rohstoffen ist, gibt es Engpässe, die auch durch den Kiesabbau bei Ottendorf-Okrilla adressiert werden sollen. Das Kieswerk dort zählt gemessen an der möglichen Abbaufläche zu den größten in Deutschland und gehört fünf Familien aus Baden-Württemberg. Jedes Jahr werden hier rund 750.000 Tonnen Kies gewonnen. Gleichzeitig ist der Heidebogen ein wertvolles und sensibles Ökosystem mit Mooren, Natur- und Vogelschutzgebieten, die Kiesvorkommen regulieren das hydrologische Gesamtgefüge der Gegend.

„Der Fall ‚Würschnitz 1‘ lässt viele voller Unverständnis zurück. Das Verfahren ist zwar genehmigt, es handelt sich hier jedoch um eine stumpfe Umsetzung von Verträgen aus den 90er Jahren, die aus heutiger Sicht untragbar für Umwelt- und Naturschutz sind. So dürfen und können wir im Heidebogen, wie auch an anderen Orten Deutschlands, nicht weitermachen. Auch ist es höchste Zeit, dass wir in Anbetracht der rasend schnell fortschreitenden Biodiversitäts- und Klimakrise den Bausektor generell radikal überdenken“, so Martin Ahlfeld, Vorsitzender der Regionalgruppe Dresden des BUND Sachsen.

In ‚Würschnitz 1‘ werden aktuell Tatsachen geschaffen. Für die laufende Rodung kritisiert der BUND Sachsen, dass weder die Staatsregierung noch das Kieswerk hier für ein transparentes, die Zivilgesellschaft ergebnisoffen einbeziehendes Vorgehen sorgen. Es wird sich auf unveröffentlichte Verträge bezogen, die diesjährige Rodungsfläche plötzlich um 2,5 ha ausgeweitet, und aufgrund welcher Sachlage eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung erfolgte, ist ebenfalls unklar.

Neben diesen Problemen steht die Frage im Raum, wie es mit dem zweiten Abbaufeld „Würschnitz- West“ weitergeht. Das Verfahren hierzu steht noch aus. „In ‚Würschnitz-West‘ müssen alle Umweltstandards zwingend eingehalten werden, um der fortschreitenden Klima- und Biodiversitätskrise entgegenzuwirken. In diesem Zusammenhang müssen alle existierenden Alternativen geprüft werden, wie beispielsweise das Abkiesen bereits bestehender Abbaugebiete oder das Erschließen von weniger kritischen Abbaufeldern. Es muss über Alternativen zum Kies selbst diskutiert werden, wie beispielsweise recyceltes Baumaterial für die Neuerrichtung von Häusern. In Zeiten der Klimakrise mit Dürren und Starkregen müssen Moore und puffernde Ökosysteme, wie sie im Heidebogen vorliegen, einen ganz anderen Stellenwert für uns haben“, so Martin Ahlfeld weiter.

Für eine wirkliche Begegnung mit der fortschreitenden Biodiversitäts- und Klimakrise bedarf es aber noch weitreichenderer Schritte, so der BUND Sachsen. Es geht um eine grundlegende Überwindung der Priorisierung von wirtschaftlichen Interessen Einzelner vor dem Schutz der Lebensgrundlage von allen – der Natur, des Grundwassers sowie des Klimas. Auch Sachsens Flächensparziel für Neuversiegelungen einzuhalten, würde den Kiesbedarf drastisch senken.

Weitere Infos: Stellungnahme des BUND Sachsen zum Kies-Abbaugebiet Würschnitz-West

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