BUND Landesverband Sachsen

Klimatalk II „Wald, Land, Fluss“

17. September 2020 | Klimawandel, Landwirtschaft, Nachhaltigkeit

Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen, redet Tacheles in Sachen Klimaziele und Landwirtschaft - Frau Gisela Reetz, Staatssekretärin für Umwelt und Landwirtschaft im SMEKUL, beruft sich auf Realpolitik.

BUND Sachsen

Am 07.09. hatte der BUND Sachsen Frau Gisela Reetz, Staatssekretärin für Umwelt und Landwirtschaft im SMEKUL (Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft) für den zweiten Klimatalk zu Gast. Nachdem Fr. Reetz zunächst kurz auf die coronabedingten Umstände einging, unter welchen das neu gebildete Ministerium seine Arbeit aufnehmen musste, legte Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen vor. Die Erwartungen des BUND Sachsen sind klar: Das Handeln des neuen Ministeriums soll ausgerichtet sein an Ausmaß und Dringlichkeit der Klimakrise sowie an den internationalen rechtlichen Verpflichtungen. Weiter lautete seine klare Warnung, sollten die Bündnisgrünen ihre Regierungsbeteiligung nicht nutzen, um darauf hinzuwirken, dass Sachsen seine Position im Klimaschutz auch auf Bundesebene und Europaebene nutzt, so könnte die Wahl einer „echten Klimaschutzpartei“ für viele die einzige Alternative werden. Er sprach klar aus, dass eine Klimaschutzpolitik der kleinen Nachbesserungen mit einer Konzentration auf die Nutzung der sich ergebenden Handlungsspielräume nicht ausreicht, sowie auch ökonomisch klar verantwortungslos ist. Als Grundvoraussetzung des Handelns forderte er eine klare Benennung der Probleme, u.a. dass eine klimaverträgliche Landwirtschaft nur mit einer deutlichen Reduktion der Produktion und des Konsums tierischer Produkte möglich ist und die industrielle Nutzung von Tieren als Ressource nicht mehr mit Worten wie „artgerecht“ beschönigt werden darf.
Fr. Gisela Reetz betonte dagegen, dass das produktive Mitwirken in der Regierung aus ihrer Position sinnvoller sei als „extreme“ Positionen einzunehmen.
„Es sind zwei verschiedene Positionen. Man wird auch keinen Erfolg erzielen können, wenn man sich nicht auch darum bemüht, Menschen mitzunehmen.“
Im Bezug auf den gewachsenen Druck auf die Bauern in der Landwirtschaft führte sie aus:
„Nimmt man eine extreme Position ein, und hat damit keinen Dialog mehr - oder sagt man, man muss verschiedene Dinge, die miteinander in einem Spannungsverhältnis stehen auch zu einem Ausgleich bringen. […] Wir müssen mit den Menschen da arbeiten wo sie stehen und man muss ihre Interessen auch ernst nehmen. […] Es ist notwendig, bestimmt Ziele sehr konsequent zu verfolgen, und es ist richtig, diese Forderungen zu stellen, aber am Ende kann man andere Anliegen, die ihre Berechtigung haben, nicht ausblenden.“
Die Interessen der vielen Menschen weltweit, welche durch die Folgen der Klimakrise weit mehr verlieren als nur ihr Einkommen, kamen hier nicht zur Sprache. Neu ist dieses Vorschieben einzelner Interessengruppen, welche mit ihrem Verhalten nicht nur die Lebensgrundlage der Allgemeinheit gefährden, sondern am Ende ihre eigene Arbeits- und Lebensgrundlage – wie glücklicherweise auch immer mehr der Vertreter*innen selbst erkennen – nicht.

Ob es wirklich sinnvoll und verantwortungsvoll ist, mit großer Gesprächsbereitschaft hier und da ein wenig in die richtige Richtung zu steuern, wenn der Dampfer am Ende doch krachend gegen die Wand fährt, fragt sich der BUND Sachsen.

Das ganze Gespräch ist auf Youtube anzusehen:
https://www.youtube.com/watch?v=L-E7_92-mFo&t=1629s

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