BUND Landesverband Sachsen

Atomenergie nachhaltig?!

25. Januar 2022

BUND Sachsen

Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt | Vorsitzender des BUND Sachsen | Zur EU-Taxonomie

"Das rechtsverbindliche Paris-Ziel verlangt, den Klimawandel global auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Temperaturniveau zu begrenzen. Das erfordert null fossile Brennstoffe bis Anfang der 2030er Jahre – also einen Ausstieg aus Kohle, Öl und Erdgas bei Strom, Wärme, Mobilität, Kunststoffen, Zement und Landwirtschaft. Wenn die EU mit ihrer neuen Taxonomie an die Finanzmärkte jetzt das Signal sendet, dass Gas-Investitionen nachhaltig im Sinne von zukunftsträchtig sein könnten, schreibt sie zwar nichts vor – sie macht aber Fehlinvestitionen wahrscheinlicher. Denn für neue Erdgas-Investitionen ist kein Raum mehr, wenn wir in rund zehn Jahren bereits komplett postfossil sein müssen. Die prinzipielle Umrüstbarkeit auf Wasserstoff ist dabei kein Argument für Erdgas-Infrastrukturen, denn Wasserstoff wird noch jahrzehntelang zu teuer für eine Massen-Verwendung sein. Wie man im Zuge der Ukraine-Krise weiter auf Erdgas und damit auch auf die Abhängigkeit von Russland setzen kann, bleibt das Geheimnis der EU-Kommission und leider auch der Bundesregierung. Bedauerlich ist ferner, dass die EU-Kommission auch die Atomenergie als nachhaltig gelabelt hat. Zwar ist sie für das Klima kein großes Problem, jedoch sind das Endlager- und das Attentatsrisiko jener Technologie unbeherrschbar. Deshalb ist es bis heute unmöglich, Atomkraftwerke zu versichern – nüchtern und völlig unideologisch kalkulierende Versicherungsunternehmen halten das Risiko schlicht für zu groß. Außerdem behindern atomare Großkraftwerke in Europa, die Energiewende, die durch eine Vielzahl dezentraler, kleiner Stromerzeuger vor allem aus Wind und Sonne geprägt ist. Es ist äußerst misslich, dass deren Weiterbetrieb oder gar Neuerrichtung in EU-Staaten mit der neuen EU-Taxonomie wieder Rückenwind erhält."

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb