BUND Landesverband Sachsen

BUND widerspricht tschechischen Parlamentariern: Neues Elbe-Abkommen würde Zugang zur Nordsee nicht garantieren

31. August 2016 | Mobilität, Flüsse & Gewässer

Tschechische Parlamentarier drängen nach Medienberichten auf ein neues Abkommen zwischen der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland zur Schiffbarkeit der Elbe in Deutschland.

Tschechische Parlamentarier drängen nach Medienberichten auf ein neues Abkommen zwischen der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland zur Schiffbarkeit der Elbe in Deutschland. Hintergrund sind regelmäßige Niedrigwasserstände auf der Elbe in den letzten 15 Jahren, die eine Schiffbarkeit auf der Elbe für einen ökonomisch sinnvollen Güterverkehr weitgehend unmöglich machen und das sich in die Länge ziehende Genehmigungsverfahren zur beabsichtigten Elbe-Staustufe bei Děčín. Wenn die Elbe – so wie in den letzten 15 Jahren regelmäßig – an vielen Wochen und Monaten im Jahr nicht für die Güterschifffahrt nutzbar ist, dann ist der Bau der Staustufe bei Děčín wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen.

In einem neuen Abkommen zur Schiffbarkeit der Elbe zwischen Tschechien und Deutschland könnten aktuelle Zuständigkeiten und neue Ziele geregelt werden. Der BUND Sachsen weist darauf hin, dass sich in einem solchen Abkommen keine Niederschläge, Temperaturen, Verdunstung und Abflussmengen regeln lassen. Selbst wenn die beiden sogenannten Reststrecken der Elbe in Deutschland – zwei Flachwasser-Abschnitte – durch neue bauliche Maßnahmen zur Vertiefung bzw. Erhöhung des durchschnittlichen Wasserstands besser schiffbar gemacht werden würden, wäre dennoch die Schiffbarkeit nicht in dem von tschechischen Parlamentariern gewünschten Maße zu verbessern.

„Die Wasserstände der Elbe werden stark von Niederschlägen, Temperatur und Verdunstung bestimmt“, gibt Lars Stratmann, Gewässerexperte und stellvertretender Vorsitzender des BUND Sachsen, zu bedenken. „Weil dies so ist und die aktuellen Prognosen zum Klimawandel für die Sommermonate in Sachsen und Brandenburg abnehmende Regenmengen, zunehmende Temperaturen und Verdunstung prognostizieren, ist klar absehbar, dass bessere Schiffbarkeit der zwei Reststrecken keine Tauchtiefe von 1,60 m an 345 Tagen im Jahr auf der gesamten deutschen Elbe bewirken kann. Aktuell zeigt sich, dass die Elbe selbst für die auf niedrige Wasserstände ausgelegten Dresdner Dampfschifffahrt teilweise zu flach ist. Diese flachen Wasserstände an mehreren Wochen und Monaten im Jahr lassen sich nicht durch ein neues Abkommen beseitigen.“

Der BUND Sachsen fragt: Brauchen wir überhaupt ein solches neues Elbe-Abkommen zur Schiffbarkeit auf der Elbe in Deutschland? Und die Antwort ist: Nein, das brauchen wir nicht! Sowohl aus ökologischer Sicht – ebenso aber auch aus ökonomischer Sicht ist Güterschifffahrt auf der Elbe nicht mehr sinnvoll. Es gibt bereits als bessere Alternative den Gütertransport mit der Bahn, die auch noch freie Kapazitäten hat.

Stratmann bekräftigt: „Was wir aber brauchen, ist ein neues Leitbild für die Elbe. Wir sollten uns fragen, was ist uns die Elbe als Fluss heute wert, was bedeutet sie uns und wie wollen wir sie künftig nutzen? Welche Nutzungen sind wirtschaftlich sinnvoll und ermöglichen gleichzeitig einen Erhalt und eine Entwicklung der hohen Wertigkeit der Elbe als Hot Spot der biologischen Vielfalt? Eine Schiffbarkeit der Elbe an 345 Tagen im Jahr jedenfalls wäre volkswirtschaftlich nicht tragfähig – ganz abgesehen davon, dass diese Zielvorstellung technisch und raumplanerisch nicht umsetzbar ist.“

Fotos:
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Pressekontakt: Lars Stratmann, lars.stratmann(at)bund-sachsen.de, Tel. 0151 / 5487 9387

 

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