BUND Landesverband Sachsen

Neobiota in Sachsen: Versachlichung der Debatte nötig

02. Februar 2017 | Lebensräume, Naturschutz

Der BUND Sachsen sieht nach dem jüngsten Bericht der Sächsischen Zeitung Antibabypille für „Zuwanderer“? dringenden Aufklärungsbedarf hinsichtlich Neobiota.

Der BUND Sachsen sieht nach dem jüngsten Bericht der Sächsischen Zeitung Antibabypille für „Zuwanderer“? dringenden Aufklärungsbedarf hinsichtlich Neobiota. In der zweifelhaften dpa-Meldung ist nicht allein von „eine(r) breite(n) Front gegen tierische „Zuwanderer“ wie Mink, Marderhund und Waschbär“ die Rede. Bereits der Wortlaut „Tiere, die nicht in heimische Wälder gehören, werden als „invasive Arten“ bezeichnet“ ist schlichtweg falsch.

„In erster Linie verursachen zugewanderte Arten (Neobiota) wirtschaftliche und gesundheitliche Schäden, jedoch weniger naturschutzrelevante. Als invasiv werden Arten bezeichnet, die durch sprunghafte Vermehrung andere Arten in Bedrängnis bringen. Einige Neobiota werden daher als invasiv bezeichnet. Strenggenommen können jedoch auch heimische Pflanzen und Tiere, wie bspw. Spitzahorn und Wildschwein, „invasiv“ in einzelnen Gebieten sein – es handelt sich also nicht allein um Eigenschaften gebietsfremder Arten.“ sagt Almut Gaisbauer, Naturschutzexpertin des BUND Sachsen.

Gaisbauer weiter: „In aller Regel sind diese Arten nicht die Ursachen von Problemen, sondern lediglich ein Symptom für Entwicklungen wie die intensive Nutzung unserer Landschaft oder den Klimawandel. Beispielsweise konnte sich der phototoxische Riesen-Bärenklau nur aufgrund der landwirtschaftlichen Stickstoffüberflutung so stark in Deutschland ausbreiten. Eine flächendeckende Bekämpfung von Neobiota gleicht daher einem Kampf gegen Windmühlen. Sinnvoll können Naturschutzmaßnahmen gegen invasive Arten daher primär sein, wenn kleinflächige Restvorkommen bedrohter Arten in Gefahr sind. Oder wenn eine gebietsfremde invasive Art in Konkurrenz zu einer einheimischen Schwesternart steht, insbesondere, dann wenn eine Gefahr von Hybridisierung besteht. In allen anderen Fällen ist grundsätzlich die Bekämpfung der Ursachen, die es einer Art ermöglicht haben, invasiv zu werden, der Bekämpfung der betreffenden Art an sich vorzuziehen.“

Wir beteiligen uns nicht an einer Hexenjagd! Gleichwohl halten wir es für wichtig durch Monitoringmaßnahmen die Zusammenhänge bei der Etablierung gebietsfremder Arten zu untersuchen. Dabei sollten die Ursachen die Artenverschiebungen nicht in Vergessenheit geraten. Denn „Probleme“durch Neobiota sind in erster Linie Symptome für menschengemachte Landschaftsveränderung.

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