BUND Landesverband Sachsen

Wildkätzchen im Wald lassen

03. Mai 2022 | Wildkatze, Lebensräume, Naturschutz

(c) Thomas Stephan

Frühlingszeit ist Jungtierzeit – auch bei der Europäischen Wildkatze. Der Bund Sachsen warnt in diesem Zusammenhang vor der Verwechslungsgefahr von Haus- und Wildkatze. Wohlmeinende Spaziergänger*innen nehmen junge Wildkatzen aus dem Wald mit, weil sie diese für verlassene Hauskatzenjunge halten – mit schweren Folgen für die Tiere.

„Im Mai machen die jungen Wildkatzen erste Ausflüge aus ihren Verstecken zum Spielen. Sie sind oft alleine, aber nicht verlassen – das Muttertier jagt Mäuse und kommt bald zurück“, sagt Almut Gaisbauer, Projektleiterin des Rettungsnetz Wildkatze beim BUND Sachsen. Stoßen Wanderer*innen auf graugetigerte Kätzchen im Wald, sollten sie die Jungtiere in Ruhe lassen und sich zügig entfernen. Dann ist die Chance am höchsten, dass die Mutterkatze zurückkehrt – und nicht irritiert wird.

„Wildkatzen sind Wildtiere, stehen unter Schutz und können nicht gezähmt werden. Man erkennt junge Wildkatzen auch daran, dass sie sehr kratzbürstig sind. Im besten Fall erkennen die Finder dies, lassen die Tiere vor Ort und kontaktieren die Behörden oder den BUND. Leider kommt es aber auch anders vor“, so Gaisbauer. Landen die Wildkatzen dann in Privathaushalten oder Tierheimen, sind oft schwere Verhaltensstörungen oder sogar der Tod die Folge. Verboten ist die Haltung von Wildkatzen ohnehin und die Aufzucht ist nur in speziellen Auffangstationen erlaubt.

Nur in seltenen Ausnahmefällen sind die aufgefundenen jungen Wildkätzchen im Wald tatsächlich in Not. Wenn Finder*innen unsicher sind, sollten sie zu einem späteren Zeitpunkt nochmal zurückkehren und sich die Situation der Kätzchen erneut ansehen. Hat sie sich nicht verbessert, sollten sie die untere Naturschutzbehörde im Landkreis oder den BUND Sachsen kontaktieren.

Neben der Verwechslungsgefahr mit Hauskatzen gibt es noch ein weiteres aktuelles Problem für junge Wildkatzen: Wildkatzenmütter brauchen naturnahe, vielfältige Wälder mit viel Totholz, um ihre Jungen sicher verstecken zu können. Finden sie keine natürlichen Verstecke, werfen sie ihre Jungen auch in Holzstapeln am Wegesrand. Werden die aufgeschichteten Baumstämme dann abtransportiert, kommen die Jungtiere oft um. Mittlerweile werfen viele Wildkatzenmütter auch immer öfter ein zweites Mal im Spätsommer. Während der Aufzuchtzeit zwischen März und September sollten geerntete Holzstämme in Wildkatzengebieten daher entweder ohne Lagerung sofort abtransportiert werden oder die Holzstapel sollten liegengelassen werden. Auch sollte vermieden werden, Flächen mit umgestürzten Bäumen im Frühling und Sommer mit schwerem Gerät zu räumen, da Wildkatzen hier besonders gerne ihre Jungen verstecken. Dies ist derzeit von besonderer Bedeutung, da wegen Dürre, Sturmschäden und Borkenkäferbefall viel Holz aus den Wäldern geholt wird.

Hintergrund:
Graugetigerte Hauskatzen sehen Europäischen Wildkatzen oft sehr ähnlich. Unsere Hauskatzen stammen jedoch nicht von der Wildkatze ab, sondern von der Afrikanischen Falbkatze. Erst die Römer brachten die Hauskatzen zu uns. Zu diesem Zeitpunkt lebte die Wildkatze schon hunderttausende Jahre in unseren Wäldern. Hauptmerkmale der erwachsenen Wildkatzen sind ihr sehr buschiger Schwanz mit klar abgesetzten dunklen Ringen und die verwaschene Zeichnung auf cremefarbenen Fell. Oft wirkt sie auch etwas größer und massiger als eine Hauskatze. Bei Jungtieren ist die Unterscheidung allerdings noch schwieriger. Sehr auffällig ist aber ihr Verhalten: Wildkatzen sind ausgesprochen scheu, wild und heimlich. Nachdem sie vor hundert Jahren bei uns fast ausgerottet war, kehrt die Wildkatze mittlerweile in viele ihrer ursprünglichen Lebensräume zurück.
In Sachsen gibt es aktuell im Leipziger Auwald, in der Dübener Heide, im Werdauer Wald und im Vogtland sichere Wildkatzennachweise.

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Weitere Infos:
www.bund-sachsen.de/wildkatze
Wildkatzenmeldung:
www.bund-sachsen.de/themen/tier-pflanze/wildkatze/wildkatzenmeldung/
Pressefotos: www.bund.net/wildkatzenfotos, © siehe Fotobeschreibung, weitere Fotos auf Anfrage
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Pressekontakt:
Louise Hummel-Schröter, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49 351 84 75 44 70, louise.hummel-schroeter [at] bund-sachsen.de

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