BUND Landesverband Sachsen

Daran scheitert die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Sachsen

18. Juli 2022 | Flüsse & Gewässer, Klimawandel, Lebensräume

Während die Klimakrise zur Wasserkrise wird, sind nur 7 Prozent der Gewässer in Sachsen in einem ökologisch guten Zustand. In seinen Projekten begegnet der BUND Sachsen den Gründen.

Die seit dem Jahr 2000 geltende EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) besagt, dass alle Mitgliedstaaten der EU verpflichtet sind, bis 2015 – und in Ausnahmefällen bis 2027 – alle Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu bringen. Doch die Umsetzung scheitert deutschlandweit krachend, auch in Sachsen. Sogar 2027 erscheint kaum realistisch. In seinem Gewässerprojekt wird der BUND Sachsen mit den größten Hemmnissen konfrontiert.

Reimund Kurbel, Projektkoordinator des Gewässerprojekts beim BUND Sachsen:
„Zu den wichtigsten Maßnahmen, um Gewässer wieder in einen natürlich-ökologischen Zustand zu versetzen, gehören Renaturierungen und Gewässer-Aufwertungen. Dafür müssen vor allem die an Gewässer angrenzen Flächen, die Gewässerrandstreifen, zu Verfügung stehen. Diese sind zum größten Teil in privater Hand und von landwirtschaftlichen Betrieben gepachtet. Das größte Problem ist, dass es kaum gelingt, Flächeneigentümer und Pächter zu aktivieren, ihre Flächen dafür zu Verfügung zu stellen. Wir brauchen dringend mehr Aufklärung und Sensibilisierung für den Zustand unserer sächsischen Gewässer und für die Fördermöglichkeiten. Auch gehört das Anreizsystem und die Förderkulisse auf den Prüfstand. So sind beispielsweise die Eigenanteile in Fördermaßnahmen zu hoch, andere Öko-Leistungen sind für Landwirte attraktiver oder für das Tauschen von Flächen stehen zu wenig geeignete Tauschflächen zur Verfügung.“

Das führt dazu, dass derzeit nur einzelne Renaturierungsprojekte realisiert werden, obwohl längst flächendeckende Lösungen umgesetzt sein müssten. Weitere große Herausforderungen bestehen darin, dass viele Kommunen, welche derzeit auch stark durch Corona gebeutelt sind, zu wenig finanziellen Spielraum haben und das Personal zur Planung und Durchführung von Gewässer-Maßnahmen fehlt. Generell müssen Renaturierungsprozesse, auch die Genehmigungen, beschleunigt werden, mahnt der BUND Sachsen.

Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen:
„Gerade im Angesicht der Klimakrise, die aktuell auch europaweit spürbar zur Wasserkrise wird, muss die Politik, aber auch die Gesellschaft im Gewässerschutz endlich handeln. Renaturierte Gewässer sind klimaresilienter. Es geht um unsere Lebensgrundlagen, sowohl um unsere Trinkwasserversorgung, die Wasserversorgung der Landwirtschaft und den Lebensraum vieler bedrohter Arten. Und es geht am Ende auch um horrende Summen an EU-Strafzahlungen, die auf Deutschland zukommen, wenn Verantwortung und Vorgaben weiterhin ignoriert werden.“

Hintergrund
Für die ökologische Aufwertung von Gewässern ist in regelmäßigen Abständen ein hochwertiger Abschnitt mit der Möglichkeit der Lauf- bzw. Bettverlagerung bei gleichzeitigem unverbautem, natürlichem Bett notwendig. Dieser muss für kleine Gewässer mindestens 500 Meter, für mittelgroße und große Gewässer mindestens 1000 Meter lang sein. Für stabile Gewässerökosysteme ist die Vernetzung der Abschnitte nötig. Dazu braucht es Maßnahmen und Eigendynamik in Entwicklungskorridoren, deren Breite sich nach dem Fließgewässertyp richtet. Es braucht die abschnittsweise Wiederherstellung mäandrierender Verläufe, standortgerechte Uferbepflanzung, die Beseitigung bzw. den Rückbau von Durchflusshindernissen, die Einhaltung des Bebauungsverbotes in Überschwemmungsgebieten und die Einhaltung der Nutzungsauflagen im Gewässerrandstreifen.
Die Umsetzung der WRRL ist heute wichtiger denn je, denn naturnahe Gewässer leisten in der Landschaft sehr wichtige Funktionen: Sie halten das Wasser in der Landschaft und sind wichtige Biotopverbindungen sowohl für aquatische als auch terrestrische Arten. Vor dem Hintergrund der Klimakrise ist es dringend erforderlich, Fließgewässer resilienter in Bezug auf Extremereignisse wie Hochwasser und Dürreperioden zu entwickeln.

Gewässerschutz beim BUND Sachsen

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Pressekontakt
Louise Hummel-Schröter | Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | louise.hummel-schroeter[at]bund-sachsen.de

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