BUND Landesverband Sachsen

Kleingärten droht immer häufiger der Bagger

07. März 2019 | BUND, Klimawandel, Lebensräume, Nachhaltigkeit, Naturschutz

Die Gartenanlage „Frohsinn“ in Penig bei Chemnitz soll einer Eigenheim-Siedlung weichen. Dagegen protestiert der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Sachsen.

Die hier seit beinahe 100 Jahren gepflegte Anlage ist ein ökologisches Refugium und folgt der langen Tradition der Kleingärtnerei. Deren Wurzeln liegen unter anderem auch im Freistaat. Abgerissen werden soll „Frohsinn“ zugunsten spekulativer Bauvorhaben. Auf 1,42 Hektar Land sind 15 Eigenheime, Parkplätze und asphaltierte Straßen geplant. 32 Gärten gingen verloren.

In seiner Stellungnahme zum geplanten Wohngebiet „Lindengarten“ Penig bemängelt der BUND Sachsen die fehlende Umweltüberprüfung und daraus folgende Überwachung des Bauvorhabens. Weder wurde das Vorkommen der besonders geschützten Erdkröte und Zauneidechse in Betracht gezogen, noch der wieder angesiedelte Schwalbenschwanz, eine vom Aussterben bedrohte Schmetterlingsart. Alter Baumbestand würde ersatzlos gefällt. Werden die Pläne umgesetzt, ginge das vielfältige Trachtangebot für Insekten ohne Ausgleich verloren.

Der Fall „Frohsinn“ ist in Sachsen kein Einzelfall. Innerstädtisches Bauland wird knapp. Immer häufiger veräußern Gemeinden, was eine Stadt erst Lebenswert macht: die grüne Lunge Stadtgarten. Die Kosten für den Verkauf sind hoch. Die Gemeinden versiegeln ökologisch wertvolle Flächen und bezahlen dafür mit einem Verlust an Lebensqualität und Biodiversität.

„In Zeiten, in denen allerorten vom Insektensterben die Rede ist, zeugt so ein Vorgehen von großer Kurzsichtigkeit“, sagt dazu Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen. „Wer so leichtfertig Kleingärten verschachert ist eher am schnellen Profit interessiert als an der gesunden Entwicklung seiner Gemeinde.“ Kleingärten liefern einen wichtigen Beitrag zum gesunden Stadtklima. „Gartenanlagen wie in Penig erhöhen die Widerstandskraft von Städten gegen die Folgen des Klimawandels, sie bieten Rückzugsflächen für geschützte und durch extensive Landwirtschaft vom Aussterben bedrohte Arten und sie sind Orte der Erholung und Umweltbildung für den Menschen“, sagt Ekardt.

Auch Lothar Fritzsch, stellvertretender Vorsitzender des sächsischen Landesverbandes der Kleingärtner, verlangt einen durchdachteren Umgang mit den Anlagen. „Konzepte zur Entwicklung von Kleingärten sollten prinzipiell in die Planung von Städten einbezogen werden“, sagt er. „In Städten wie Dresden, Chemnitz oder Leipzig findet das bereits statt. Gerade aber in kleinen Städten wie Penig darf das Schicksal von Kleingartenanlagen nicht der Willkür unterliegen. Der Umgang mit ihnen muss planvoll und begründet stattfinden.“

Eine erst im Februar dieses Jahres veröffentlichte Studie der TU Darmstadt zeigt, dass es Alternativen zur Flächenversieglung gibt. Gemeinden könnten Wohnraum schaffen durch Aufstockung und Umnutzung. Kleingärten wären dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen, denn einmal überbaut sind sie für die Städte und deren Bewohner dauerhaft verloren.

Weitere Informationen:

https://www.kleingarten-bund.de/de/presse/pressemitteilungen/wohnungen-oder-kleingaert/ 

Pressekontakt:

Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Tel. 0341/ 49 27 78 66, felix.ekardt(at)bund-sachsen.de

Lothar Fritzsch, Tel. 03771/2 20 54, lv.sachsen.kleingaertner(at)t-online.de

 

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