Weitere Elb-Vertiefungen sind sinnlos

19. August 2025 | Naturschutz, Flüsse & Gewässer

Elbe Es fahren fast keine Kontainerschiffe mehr auf der Elbe. ©Adobe Stock/Erik Schumann

Dresden. Mit der Abwicklung der letzten nennenswerten Elbe-Reederei ČSPL am 30. April 2025 ist die traditionsreiche Elbschifffahrt de facto Geschichte. Gleichzeitig verfehlt die Elbe das Ziel des Bundesverkehrsministeriums, an 345 Tagen im Jahr 1,40 Meter Fahrrinnentiefe zu erreichen, massiv: Im 10-Jahres-Schnitt liegt sie zwischen Grenze und Magdeburg an rund 160 Tagen darunter; in diesem Jahr abschnittweise seit Monaten unter 1,0 Meter. Dennoch fließen weiter Steuermillionen in die Vertiefung einer kaum genutzten Wasserstraße.

Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen: „Der Elbe fehlt inzwischen nicht mehr nur das Wasser; es fehlen auch die Schiffe und die qualifizierten Schiffsführer. Die traditionsreiche Elbschifffahrt ist Geschichte – eine Folge des Klimawandels und veränderter ökonomischer Realitäten. Die vergangenen zehn Jahre liefern einen Vorgeschmack auf die Extreme, mit denen wir künftig umgehen müssen: Dürre und Hochwasser. Natürlicher Hochwasserschutz wirkt. Dafür müssen wir mit dem Fluss arbeiten – nicht gegen ihn.“

Je mehr in Wasserstraße und Häfen investiert wurde, desto weniger wurde transportiert: Von prognostizierten 12 Millionen Tonnen sind rund 0,15 Millionen Tonnen übrig. Der fortgesetzte Ausbau verschärft zugleich die ökologischen Schäden: Einengung und Begradigung beschleunigen die Tiefenerosion der Elbesohle; die Elbe wirkt wie ein Entwässerungskanal. In den Auen – auch im UNESCO-Welterbe Dessau-Wörlitz – sterben die letzten großen Auenwälder Mitteleuropas; rund 50 Prozent der Eichen sind geschädigt, viele abgestorben.

Was ist zu tun? In Zeiten drohender Wasserkrisen braucht es einen Kurswechsel: Durch Aufweitung des Flussquerschnitts muss die Fließgeschwindigkeit reduziert und die Sohlerosion gestoppt und umgekehrt werden. Weitere Einengungen des Flussbettes sind Gift für den Landschaftswasserhaushalt und die Landnutzung; stattdessen sind Wasserrückhalt in der Fläche, ökologischer Hochwasserschutz und die Nutzung ökologischer Gratisleistungen zu priorisieren.

Eine neue Flusspolitik, die das enge Korsett der Wasserstraße lockert und der Elbe wieder mehr von ihrem ursprünglichen Charakter zurückgibt, würde Natur, Wirtschaft und Regionen stärken. Die Elbe könnte zur deutschen Loire werden – ein Hotspot des Naturtourismus. Voraussetzung ist die politische Bereitschaft, die neuen Verhältnisse anzuerkennen.

Mehr Information:

https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/die-elbe-im-jahr-2050-bericht-aus-der-zukunft 

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