Exkursionsbericht: Naturmonument "Grünes Band Sachsen"

27. April 2025 | Grünes Band, Klimawandel, Lebensräume, Naturschutz, Nachhaltigkeit

BUND Sachsen macht auf verzögerte Unterschutzstellung aufmerksam

Grünes Band Grünes Band im Vogtland ©BUND Sachsen

Unter einem strahlend blauen Frühlingshimmel versammelten sich am 27. April 2025 Naturfreunde und Geschichtsinteressierte auf den sanften Hügeln von Sachsgrün im Vogtland. Die vom BUND-Landesarbeitskreis Naturschutz organisierte Exkursion führte die Teilnehmenden in eine Landschaft, in der Geschichte und Natur auf einzigartige Weise verschmelzen: das zukünftige Nationale Naturmonument "Grünes Band Sachsen". Ein Schutzgebiet, das – trotz jahrelanger Versprechungen und Vorbereitungen – bis heute nur auf dem Papier existiert.

Die Teilnehmenden waren aus dem Vogtland, dem gesamten Freistaat Sachsen und sogar aus Bayern angereist. Nach einer einführenden Begrüßung durch den Landesarbeitskreis-Sprecher Stefan Escher übernahm Thomas Findeis von der Unteren Naturschutzbehörde Vogtlandkreis die Führung durch die örtlichen Naturschutzgebiete "Fuchspöhl" und "Feilebach" entlang der bayerisch-sächsischen Landesgrenze.

In den etwa vier Stunden erfuhren die Naturinteressierten im steten Wechsel zahlreiche geschichtliche Details über Struktur und Aufbau der noch gut erkennbaren Grenzanlagen im ehemaligen "Todesstreifen", das schwierige und gefährliche Leben der Menschen im Grenzgebiet sowie die außergewöhnliche Naturvielfalt, die sich im "Niemandsland" zwischen dem ehemaligen Ost- und Westblock entwickelt hat.

Besonders beeindruckend war die Geschichte der Wüstungen, wie der ehemaligen Ortslage Troschenreuth, die noch 1972 geschliffen wurde und aus der über 300 Einwohner vertrieben wurden. Noch heute sind Fundamente früherer Gebäude sowie ehemalige Dorfteiche erkennbar. Paradoxerweise wurde diese menschliche Tragödie zum Grundstein für die heutige Abgeschiedenheit und den natürlichen Reichtum des Gebietes. Obwohl das Grenzgebiet in den 1990er Jahren zweimal nach Minen "durchpflügt" wurde, entwickelte es sich zum Naturjuwel "Grünes Band". Zahlreiche geschützte Biotope wie artenreiche Mähwiesen, Nasswiesen, Trockenrasen, Zwergstrauchheiden, Hochstaudenfluren, Sukzessionswälder und Bäche prägen heute das Areal.

In einem als "Eiskeller" bezeichneten Hohlraum, der früher vom örtlichen Gasthof genutzt wurde und mitten im Grenzgebiet liegt, überwintern heute mehrere seltene Fledermausarten. Leider sind jedoch zahlreiche der ehemals für das Gebiet charakteristischen Vogelarten wie Bekassine, Raubwürger oder Rebhuhn vor allem aufgrund eingestellter Pflegemaßnahmen im Gebiet inzwischen verschwunden. Die lange Zeit für viele seltene Arten mit speziellen Lebensraumansprüchen sehr attraktiven nährstoff- und vegetationsarmen Biotope sind durch natürliche Sukzession auf großen Flächen verschwunden. Die derzeitige Schafbeweidung kann diesen Prozess leider nicht ausreichend aufhalten.

Auch durch den Klimawandel ist eine starke Veränderung der Fauna zu beobachten. Während wärmeliebende Arten wie das Braunkehlchen einwanderten, haben alteingesessene Arten wie der Abbiss-Scheckenfalter – eine in Sachsen akut bedrohte Schmetterlingsart feuchter Wiesen – zunehmend Schwierigkeiten, mit den sich stark ändernden Temperaturbedingungen klarzukommen.

Im Ergebnis konnten die Teilnehmenden ihr Wissen und Verständnis für die Notwendigkeit hochrangiger Schutzgebiete und gezielter Pflegemaßnahmen zum Erhalt von Offenlandbiotopen im Grünen Band als "Rückgrat" des nationalen Biotopverbundes erweitern – ganz im Geiste August Bebels: "Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten."

Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortungsträger in Ministerium und Landesregierung in diesem Sinne das Grüne Band noch in diesem Jahr zum "Nationalen Naturmonument" erheben und damit für die Nachwelt sichern. Auch für den angestrebten Welterbetitel könnte dies ein entscheidender Vorteil sein.

Infos zum BUND-Landesarbeitskreis Naturschutz

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb