Kommentar: Politische Crunch Time

25. November 2024 | Klimawandel, Kohle, Lebensräume, Nachhaltigkeit, Braunkohle

Der Vorsitzende des BUND Sachsen Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt verfasst einmal monatlich einen politischen Kommentar. Hier ist die November-Ausgabe:

Felix Ekardt Felix Ekardt ©kernjulian.com

Crunch Time nennt man beim Sport die Saisonphase, wo große Entscheidungen anstehen. Crunch Time ist seit Anfang November in Sachsen, Deutschland und der Welt. Auf allen Ebenen drohen Regierungen, die weiter – oder mehr denn je – an den fossilen Brennstoffen festhalten. Die Fossilen sind die zentralen Treiber des Klimawandels und spielen auch für anderen Umweltprobleme wie Biodiversitätsverlust, Schadstoffkrise und gestörte Nährstoffkreisläufe eine wichtige Rolle. Zudem gefährden die Fossilen Freiheit, Demokratie und Frieden. Denn unser Hunger nach fossilen Brennstoffen hält die Preise für sie am Weltmarkt hoch und finanziert damit etwa den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der ohne die russischen fossilen Staatsunternehmen undenkbar wäre.

Und wir selbst konsumieren über Umwege wie Indien auch weiter jede Menge russische Fossilenergie. Gleichzeitig hat der Kreml mehr als deutlich gemacht, dass er die freiheitliche Demokratie in Ost- und Mitteleuropa gerne hinter sich lassen und durch eine russische Oberherrschaft ersetzen würde. Durch Trumps Wahl wird das nun zu einer ganz realen Gefahr. Dass die Fossilen uns wegen der Klimawandelfolgenschäden – und weil uns die Chancen einer Umstellung auf eine grüne Ökonomie entgehen – auch ökonomisch ruinieren und langfristig unseren Wohlstand untergraben, kommt hinzu.

Die Alternativen im heraufziehenden Bundestagswahlkampf verheißen zu alledem nichts Gutes. Die einen meinen, die ganzen Probleme bestünden gar nicht. Die anderen meinen, dass die Fossilität wenn, dann mit einem riesigen Sack von Investitionen und neuen Staatsschulden anzugehen sei. Der sinnvolle Weg wird dabei übersehen: Streicht man radikal die vielen Subventionen der Fossilen wie Pendler- und Dienstwagenpauschale und baut man die Bepreisung gerade der Fossilen auf EU-Ebene aus, hat man Geld auch für ökologische Investitionen und höhere Verteidigungsausgaben.

Die darin liegende finanzielle Zumutung kann man den Bürger*innen auch erklären, weil es um unsere kurz- und langfristige Sicherheit (und Existenz) geht. Es muss endlich aufhören, dass die Politik uns alle wie kleine Kinder behandelt, die der Illusion anhängen, Leben sei ohne Wandel und entschlossenes Anpacken von Problemen möglich. Wir alle müssen uns da natürlich aber auch konsequent selbst an die Nase fassen.

Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, LL.M., M.A.
Vorsitzender des BUND Sachsen
ferner: an der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik www.sustainability-justice-climate.eu
Juristische Fakultät, Interdisziplinäre Fakultät und Wissenschaftscampus Phosphorforschung, Universität Rostock

Sämtliche Publikationen, Medienbeiträge, Projekte und Vorträge von Felix Ekardt gibt es auch auf www.researchgate.net/profile/Felix_Ekardt

twitter.com/FelixEkardt

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