BUND Landesverband Sachsen

Naturnahe Gewässerentwicklung

15. Februar 2024 | Lebensräume, Naturschutz, Flüsse & Gewässer

Neues Projekt „Lebendige Ufer“ des BUND Sachsen unterstützt Kommunen bei der naturnahen Gewässerentwicklung

Lebendige Ufer Hier entsteht ein naturnahes Gewässer ©Martin Jehnichen

Leipzig. Mit dem Projekt „Lebendige Ufer“ möchte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Sachsen bis zum 31. Oktober 2026 Kommunen in den sächsischen Strukturwandelregionen beim Erreichen der sogenannten Wasserrahmenrichtlinie unterstützen. Laut dieser europäischen Richtlinie sollen bis 2027 alle Gewässer in einen guten Zustand gebracht werden. Doch momentan trifft dies gerade einmal auf sieben Prozent der Gewässer in Sachsen zu.

Das Projekt fokussiert sich auf die naturnahe Entwicklung von kleinen Flüssen und Bächen, für deren Unterhaltung die Kommunen zuständig sind. Durch die Zusammenführung von landwirtschaftlichen Flächen in den 50er und 60er Jahren wurden viele Fließgewässer zu linearen und gehölzfreien Gräben. Sie transportieren das Wasser wie Autobahnen schnell aus der Landschaft und erfüllen kaum eine ökologische Funktion.

Geplant sind verschiedene Veranstaltungen wie Dialogforen und Fachexkursionen sowie eine Fachtagung zur Vernetzung und Weiterbildung für kommunale Mitarbeitende und Entscheidungsträger. Außerdem bietet der BUND Sachsen Schulungen für SOFIE® an. Eine Software mit der Kommunen selbstständig die naturnahe Entwicklung ihrer Fließgewässer planen können. Bei Bauseminaren werden gemeinsam mit Kommunen ausgewählte Gewässerabschnitte im Rahmen der Gewässerunterhaltung durch den Einbau von Weidensetzstangen und deren Austreiben wieder beschattet, Ufer natürlich befestigt und aufgewertet oder eine Gewässereigendynamik initiiert. Fachlich wird das Projekt vom Planungsbüro Stowasserplan begleitet.

Die so entstehenden Ufergehölze haben einen kühlenden, schützenden Effekt auf das Gewässer und seine Umgebung. So kann eine Überhitzung von Bächen oder eine Austrocknung verhindert werden. Weiterhin reduzieren Ufergehölze stoffliche Einträge bspw. von Pflanzenschutz- und Düngemitteln.

Naturnahe Bäche sind wichtige Lebensräume und Wanderkorridore für viele Pflanzen- und Tierarten. So verbessern sie den Wasserrückhalt bei Starkregenereignissen durch Schaffung natürlicher Stauräume. Auch für Menschen sind naturnahe Bäche als Freizeit-, Erholungs- und Begegnungsraum besonders bedeutsam. Sie wirken sich positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden aus und verleihen Kommunen einen attraktiven Charakter.

„Wir freuen uns mit dem neuen Projekt Kommunen in Strukturwandelregionen bei der Aufwertung von Gewässern zu unterstützen. Die finanzielle Situation der Kommunen ist teilweise angespannt, die Renaturierung von Gewässern aber dringender denn je. Kommunen aus Strukturwandelregionen sind herzlichst eingeladen, die kostenlosen Angebote innerhalb des Projektes anzunehmen. Denn gemeinsam erreichen wir mehr“, so Almut Gaisbauer, Co-Geschäftsführerin des BUND Sachsen.

Hintergrundinformationen:

Das Projekt „KoMoNa: Lebendige Ufer – Modellprojekt zur Anwendung ingenieurbiologischer Bauweisen im Rahmen der Gewässerunterhaltung in Strukturwandelregionen“

Mit diesem Projekt möchte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Sachsen bis zum 31. Oktober 2026 sächsische Kommunen beim Erreichen der sogenannten Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) unterstützen. Das Projektgebiet erstreckt sich über sächsischen Strukturwandelgebiete, also die Landkreise Leipzig, Nordsachsen, Görlitz und Bautzen sowie die Stadt Leipzig.

Kommunen erwerben durch die Teilnahme an kostenlosen Schulungen zur kostenlosen Software für Ingenieurbiologie SOFIE® Kenntnisse in der Planung ingenieurbiologischer Bauweisen. Dieses theoretische Wissen wird anschließend in Form von Bauseminaren praktisch gefestigt. Dabei werden in verschiedenen Kommunen in Strukturwandelgebieten Gewässerabschnitte gemeinsam renaturiert. Dialogforen, Fachexkursionen und eine Fachtagung dienen als Plattformen für den Wissens- und Erfahrungsaustausch der Akteurinnen und Akteure. Die im Projekt gewonnen Erkenntnisse werden in einem Handbuch am Ende des Projektes zusammengefasst.

Ingenieurbiologie:

Hierbei handelt es sich um eine historische, biologisch ausgerichtete Bauweise im Wasser- und Erdbau, welche lebende Pflanzen und Pflanzenteile wie Weidensteckhölzer einsetzt.

Wasserrahmenrichtlinie:

Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ist das wichtigste europäische Wassergesetz. Im Jahr 2000 haben sich die EU-Mitgliedsländer darauf geeinigt, für alle Gewässer bis 2015 einen "guten Zustand" zu erreichen. Diese Frist wurde bis 2027 verlängert. Die Ziele der WRRL sind in Sachsen im Sächsischen Haushaltsgesetz (SächsWG) als sogenannte Bewirtschaftungsziele festgeschrieben.

Förderung:

Das Projekt „Lebendige Ufer“ wird im Rahmen des Förderprogramms „Kommunale Modellvorhaben zur Umsetzung der ökologischen Nachhaltigkeitsziele in Strukturwandelregionen (KoMoNa)“ durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert. Die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH betreut das Förderprogramm als Projektträgerin im Auftrag des BMUV. Weitere Informationen unter www.z-u-g.org/komona.

Die Naturstiftung David kofinanziert das Projekt.

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Pressekontakt
Barbara Braun | presse(at)bund-sachsen.de | 0351 84 75 44 62

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