Bei Ampel-Aus, Trumps Wahlsieg in den USA oder die anhaltenden Kriege und Verwüstungen in vielen Teilen der Welt, das Thema Klimaschutz scheint wenig Relevanz im medialen Raum derzeit zu haben. Wo bleibt da Platz für Klimathemen in Kriegs- und Krisenzeit? Daher hat der BUND am Donnerstag, den 28.11.2024 in Chemnitz dem Thema den nötigen Raum gegeben.
Mehr als man denkt. Das Thema bewegt die Menschen
Der Diskussionseinladung sind zahlreiche Menschen gefolgt und sind ins „Weltecho“ gekommen. Unter dem Titel: „Klimalust statt Klimafrust – Wie können wir wieder gemeinsam übers Klima sprechen?“ startete der Abend mit einer kleinen interaktiven Einführung durch Helen Garber (Landesgeschäftsführerin des BUND Sachsen). Eine Live-Onlineumfrage ergab, dass das Publikum besorgt bis sehr besorgt war bei dem Thema Klimaschutz. Gleichzeitig unterschätzten die Menschen im Raum, wieviel Menschen in Mitteldeutschland, trotz Krisenzeiten, ernstgemeinten Klimaschutz nicht hinten runterfallen lassen wollen. Aktuelle Umfragen zeigen nämlich, dass ca. 45 Prozent sich wünschen, dass mehr Kilmaschutz betrieben wird und dies nicht hintenangestellt werden soll. Helen Garber erklärte, dass dies das Phänomen der „pluralistischen Ignoranz“ sei. Man glaube häufig allein zu sein mit seinen Vorstellungen und Wünschen – doch oft stehen viel mehr Menschen dahinter. So wie im Klimaschutz!
Klima-Debatten-Lust
Wie können wir also wieder über das Klima sprechen und welche Erzählungen brauchen wir? Das spannende Podium aus Vertreter:innen der Stadtverwaltung, des Journalismus, der Klimagerechtigkeitsbewegung und des BUND Sachsen e.V. gab Anlass zum Nachdenken. Carel Mohn (klimafakten.de) verwies auf Studien, die belegen, dass in allen demokratischen Parteien die Anhängerschaft mehr Klimaschutz fordere. Die Polarisierungserzählung führe in die Irre und man müsse eher auf die Gemeinsamkeiten schauen. Sarah Arnold (Chemnitzer Umweltamt) bestätigt die Aussage und meinte, dass Klimaschutz generell nicht allein gehe, sondern man brauche ein breites Netzwerk aus Akteur:innen und verschiedenen Institutionen. Hier sei viel in Chemnitz entstanden. Mika (Fridays for Future Chemnitz) ist der Meinung, dass man die Klimakrise und deren dramatische Folgen anerkennen und diese auch benennen müsse. Dennoch sei es wichtig, eine positive Erzählung zu nutzen. Jetzt bestehe noch die Zeit, aktiv zu gestalten und sich nicht von der Klimakrise überrollen zu lassen – „Change by design, not by disaster“, so Mika. Herr Mohn wirft ein, dass gerade die kommunale Ebene Mut mache und Hoffnung. Dort finde bereits regionale Wertschöpfung durch Erneuerbare Energien statt. Dies sichtbar zu machen und solche Erfolgsgeschichten zu erzählen, sei von großer Relevanz, so Mohn. Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt (BUND Sachsen) gibt zu bedenken, dass die Frage des Klimaschutzes zu einer Frage von Wohlstands- und Friedensicherung geworden ist. Bei Umweltthemen gehe es zunehmend um die Bewahrung von freiheitlichen und natürlichen Lebensformen in einer Demokratie.
Zwei Stühle und viele Perspektiven
In der anschließenden Fishbowl-Diskussion wurde das Expert:innen-Podium mit zwei unbesetzten Stühlen für das Publikum geöffnet. Die rege Beteiligung führte zu spannenden Gesprächen und Eindrücken durch die Beiträge der Besucher:innen. So wurde über fossile Subventionen und der kriselnden Automobilindustrie geredet, Finanzpolitik und die Frage nach politischer Rahmensetzung diskutiert und letztlich der Frage nachgegangen – wie führt man eine anstehende Klimadiskussion im Kreise der Familie zu Weihnachten. Hier ein Tipp – schaut selber: Klimafakten.de.