BUND Landesverband Sachsen

Boden ist mehr als der Dreck unter unseren Füßen

01. März 2024 | Landwirtschaft, Ressourcen & Technik, Umweltgifte, Lebensräume

Tag des Artenschutzes am 03.03.2024

Landleben statt Industriegebiet Viele Delitzscher:innen wünschen sich: Landleben statt Industriegebiet ©Adobe Stock/somchai20162516

Delitzsch. Die größte Artenvielfalt findet man im Boden. Doch in vielen Böden ist dieser Artenreichtum bedroht oder bereits verschwunden. Vor allem intensive Landwirtschaft mit hohem Pestizid- und Mineraldüngereinsatz sowie die hohe Flächeninanspruchnahme durch die Tierhaltung und bauliche Maßnahmen setzen dem Leben in den Böden zu und machen die Böden langfristig auch für den Menschen immer schlechter nutzbar. In Delitzsch wird dieser Lebensraum allerdings von anderen Kräften bedroht: Auf fruchtbarem Ackerboden soll auf einer Fläche von 410 ha ein gigantisches Industriegebiet entstehen.

Rund 50 Prozent der Fläche Deutschlands sind landwirtschaftliche Flächen. Deshalb sind diese von besonderer Bedeutung für den Schutz der Artenvielfalt auch im Boden.

Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen: „Der Regionalplan, welcher die Fläche als Vorbehalts- und Vorranggebiet für die Landwirtschaft ausweist und als langfristiges Ziel deren ökologische Aufwertung festschreibt, soll kurzerhand außer Kraft gesetzt werden. Die Landesregierung Sachsens treibt das Projekt voran, obwohl es keinen konkreten Bedarf für ein solches Industriegebiet gibt und die Mehrheit der Landbesitzer ihre Flächen auf keinen Fall verkaufen will.“

Statt auf Industriegebiete zu setzen, sollte auf ökologische Landwirtschaft hingearbeitet werden. Der Mensch hat die Eigenschaften und Funktionsfähigkeit der Böden durch industrielle Landwirtschaft bereits erheblich verändert. Vielerorts bringen Böden immer weniger Ertrag und können nur durch extreme Düngermengen weiter genutzt werden, was Klima, Biodiversität und Grundwasser schädigt. Wenn wir diesen Teufelskreis durchbrechen wollen, müssen wir ökologische Anbauweisen fördern und den Anteil tierischer Produkte in unserer Ernährung stark verringern. Nur dann können wir das Ökosystem Boden retten und die Bodenfruchtbarkeit langfristig erhalten.

Ekardt: „Das wertvolle Ackerland bei Delitzsch weist besonders hohe Bodenwertzahlen von weit über 80 auf. Eine solche Bodenqualität ist sehr selten und sichert den Landwirten hier in der Region hohe Erträge. Statt die lokale Nahrungsmittelproduktion zu zerstören, sollten wir sie fördern, um endlich eine nachhaltige Lebensmittelversorgung mit kurzen Wegen und ohne ausufernde Transporte zu ermöglichen.“

Um die Böden wieder lebendiger werden zu lassen und damit dauerhaft fruchtbar zu erhalten, fordert der BUND Sachsen den ökologischen Umbau der Landwirtschaft. Schon eine reduzierte Bodenbearbeitung und die Reduzierung des Pestizideinsatzes um 50 oder mehr Prozent bis 2030 würden helfen, die Artenvielfalt im Boden deutlich besser zu schützen. Die größte Entlastung für Böden und Natur aber brächte eine drastisch reduzierte Tierhaltung. Denn weil eine tierische Kalorie vorher 7, 10 oder 15 pflanzliche Kalorien – je nach Produkt – frisst, könnte mit weniger Tieren ein wesentlicher Teil heute agrarisch genutzter Flächen künftig der Natur überlassen werden. Aber selbst extensive Grünlandwiesen und -weiden sind zum Beispiel im Vergleich zu intensiver Grünlandwirtschaft nicht nur besser für den Erhalt der Biodiversität, sondern speichern auch mehr Klimagase.

Hintergrund: 
Boden ist mehr als der Dreck unter unseren Füßen. Im vergangenen Jahr hat eine vielbeachtete Studie aus der Schweiz festgestellt, dass fast zwei Drittel aller weltweit bekannten Arten im Boden beheimatet sind. Das ist deutlich mehr als die bisher angenommenen ein Viertel bis ein Drittel.

Der im Januar veröffentlichte Bodenatlas 2024 von BUND, Heinrich-Böll-Stiftung und TMG-Thinktank for Sustainability beleuchtet die Bedeutung des Ökosystems Boden und wieso gesunde Böden für Mensch und Natur überlebenswichtig und zugleich umkämpft sind. Er erklärt auch, warum intakte Böden für den Klimaschutz und die Anpassung an die Klimakrise essenziell sind. Er zeigt, wie ein langfristiger Bodenschutz in der Landwirtschaft gelingen kann und welche politischen Rahmenbedingungen es dafür braucht. 

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