Dresden. Am 14.06.24 findet das Treffen der Regierungschefs von Berlin, Brandenburg und Sachsen in der sächsischen Landesvertretung statt. Wie Staatssekretär Clemens gegenüber der Sächsischen Zeitung erklärte, sollen die Verhandlungen über eine faire Lastenverteilung starten, u.a. in Bezug auf einen möglichen Wasserüberleiter aus der Elbe in die Spree. Der BUND Sachsen hat bereits 2023 gemeinsam mit anderen Naturschutzverbänden aus Sachsen, Berlin und Brandenburg einen offenen Brief an die Landesministerien gerichtet mit einer Kritik an dem empfohlenen Elbe-Überleiter und der zugrundeliegenden Studie des Umweltbundesamtes (UBA).
Die Lausitz wird zukünftig stark mit Dürreperioden zu kämpfen haben, die sich auf den Spreewald bis hin zur Wasserversorgung Berlins auswirken werden. Der Grund dafür sind - neben dem Klimawandel – die Folgen des Braunkohleabbaus in der Lausitz. Als Lösung für das Problem der Wasserknappheit in der Lausitz wird ein Elbe-Überleiter diskutiert. Damit würde die Spree, welche sich bis zu 75 Prozent aus dem abgepumpten Wasser der Braunkohletagebaue speist, zukünftig mit Wasser aus der Elbe ausgefüllt werden.
„Der Elbe-Überleiter ist noch nicht gesetzt, auch wenn mitunter so getan wird, auch in der UBA-Studie“, sagt Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen, „Eine Wasserüberleitung in die Lausitz würde den Wassermangel entlang der Elbe verschärfen. Für die Wasserknappheit in der Lausitz müssen andere, naturbasierte Lösungen her. Vor allem müssen die Maßnahmen zur Braunkohlenachsorge durch unabhängige Gutachter ermittelt werden“.
Aus dem Verbändebrief:
Die am 12. Juni 2023 veröffentlichte Studie „Wasserwirtschaftliche Folgen des Braunkohleausstiegs in der Lausitz“ des Umweltbundesamtes enthält zahlreiche Fehler, Intransparenzen und tendenziöse Aussagen. Die Empfehlungen und Ergebnisse sind im Interesse des Kohleunternehmens LEAG ausgefallen aufgrund der Auftragsvergabe der Studie an ein von der LEAG abhängiges Konsortium. Die LEAG beeinflusste die Studie nicht im Sinne der Wiederherstellung der Natur und ihrer Funktionalität – der Naturhaushalt spielt ausschließlich eine untergeordnete Rolle, was in Zeiten der Mehrfachkrisen (Biodiversitäts- und Klimakrise) und den Anforderungen aus dem EU-Wasserrahmen – und FFH-Richtlinien mehr als verwunderlich ist.
Der Abbau der Kohle (und seine Betreiber), nicht der Ausstieg, sind für die uns bevorstehenden wasserwirtschaftlichen Herausforderungen verantwortlich. Die Studie wägt keineswegs alle möglich erscheinenden Maßnahmen gegeneinander ab, sondern empfiehlt ohne Umschweife die am meisten technische und naturferne Maßnahme, die den Eingriff in den Naturhaushalt und seine Folgen für kommende Generationen erhöht. Die empfohlene Elbeüberleitung würde in der Praxis vor allem die Verfügbarkeit von Flutungswasser für die Bergbaufolgeseen der LEAG sichern und damit die Kostenrisiken dieses Privatunternehmens reduzieren – sie wird in der Studie aber mit dem Speicherbedarf für andere Wassernutzungen begründet. Die ernstzunehmende Einbeziehung naturbasierter Lösungen für die Wasserknappheit in Lausitz und Berlin wird systematisch ausgeblendet.
Weitere Kritikpunkte des BUND an der Studie und dem empfohlenen Elbe-Überleiter:
- Die Daten zum Wasserdargebot der Elbe in der UBA-Studie sind veraltet. Dort bezieht man sich auf den GlW 89 (Gleichwertiger Wasserstand), der auf den 1970er und 1980er Jahren basiert, und auch GLOWA 2009. Der neue GlW 2010 fang kein Eingang und die Trockenheit der letzten Jahre ebenfalls nicht. Auf dieser Datenbasis kann nicht abgeleitet werden, dass eine Wasserüberleitung von der Elbe in die Lausitz möglich und für die Elbe und ihre Flusslandschaft kein Problem darstellt
- Das Wasser fehlt auch in der Flusslandschaft der Elbe, die in einem katastrophalen ökologischen Zustand ist. Auenwälder sterben ab, Auengewässer, die immer häufiger trockenfallen, mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Kulturlandschaft nimmt Schaden (UNESCO Welterbe Dessau-Wörlitzer Gartenreich).
- Die Tiefenerosion der Sohle verstärkt den Wassermangel. Die Elbe wirkt inzwischen über weite Strecken wie ein Entwässerungsgraben
- Insbesondere die kleineren Hochwässer fehlen der Flusslandschaft. Die typischen Frühjahrshochwasser fallen immer häufiger aus, weil die Schneeschmelze ausfällt. Das bedeutet, dass bei kleineren Hochwässern nicht Wasser abgezweigt werden kann, weil es gebraucht wird.
- In Tschechien und auch entlang der Elbe steigen die Bedarfe der Wirtschaft bzw. deren Forderungen nach Wasser. Auch die Bewässerung in der Landwirtschaft wird in Zukunft steigen.
Zusätzliche Einwände gegen die UBA-Studie und damit verbundene Notwendigkeiten können dem Verbändebrief entnommen werden.
Weitere Informationen
Verbändebrief zum Umgang mit dem Wasserhaushalt im Braunkohleausstieg
Wassermangel an der Spree – bringt ein Drei-Länder-Gipfel die Lösung? Sächsische Zeitung.