BUND Landesverband Sachsen

Parlamentarischer Winterabend: Ausgeglüht oder für Kohle machen wir alles?

11. Dezember 2018 | BUND, Kohle, Energiewende, Klimawandel

Der zweite Parlamentarische Abend des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Sachsen stieß auf großes Interesse.

Unter der Überschrift „Ausgeglüht oder für Kohle machen wir alles?“ hatte der BUND Sachsen am gestrigen Montagabend Vertreter aller Fraktionen des Sächsischen Landtags, verschiedener Verbände und der Verwaltung ins Dresdner ImpactHub geladen. Vor gut 30 Gästen sprachen Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Nachhaltigkeitsforscher und Vorsitzender des BUND Sachsen, und Prof. Dr. Bernd Hirschl, Forscher an der BTU Cottbus-Senftenberg mit dem Schwerpunkt Management regionaler Energieversorgungsstrukturen.

„Was tun Sie dafür, dass die fossilen Brennstoffe vom Markt verschwinden?“, fragte Ekardt die anwesenden Politiker, denn „um die rechtlich bindende Zielvorgabe des Pariser Klimaabkommens einzuhalten, nämlich die Erderwärmung möglichst unter 1,5 Grad zu halten, müssen wir innerhalb der nächsten 20 Jahre weltweit und in allen Sektoren auf Nullemissionen kommen.“ Auch Sachsen als bundes- und europapolitisch durchaus relevanten energietechnischen Player sehe er in der Pflicht: „Es liegt in der Entscheidung der Landesregierung, ob Sachsen zum Motor oder zur Bremse der zukünftigen Energiewende wird, der gegen neue Grenzwerte sogar vor den EU-Gerichten klagt wie bislang.“ Volkswirtschaftlich betrachtet sei die bei der Staatsregierung beliebte Braunkohle unstreitig der teuerste Energieträger, wenn man Folgekosten etwa im Gesundheitssystem und beim Klimawandel mitbedenke.

Ein schneller Ausstieg aus der Braunkohle muss nach Auffassung des BUND Sachsen gepaart sein mit sozialen Maßnahmen für die Betroffenen vor Ort und die Angestellten im Bergbau. Wie der Strukturwandel nach Ansicht des BUND Sachsen aussehen kann, erläuterte Bernd Hirschl. Im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums hat ein breit aufgestelltes Konsortium um Hirschl das Potential der Braunkohlereviere für den kommenden Strukturwandel untersucht und parallel zur sich derzeit beratenden Kohlekommission vorgestellt. Sein Gutachten zeigt, dass selbst ein Kohleausstieg bis 2030 ökonomisch gut machbar oder sogar vorteilhaft wäre für die direkt betroffene Region. Das Lausitzer Revier, betonte der Wissenschaftler in seinem Vortrag, eignete sich hervorragend als Pilotregion für die Ansiedlung erneuerbarer Energien. Die Studie konnte detailliert nachweisen, dass vorhandene technische Infrastrukturen und die vorhandene Arbeiterschaft wirksam für eine Erneuerbare-Energien-Modellregion Lausitz eingespannt werden könnten. Dabei würden kombinierte Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen zusammen mit Power-to-X-Kraftwerken auf ehemaligen Tagebauflächen installiert und die bisherige Wertschöpfung der Kohle ersetzen. Eigentümer wären Kommunen und Menschen vor Ort, was weit mehr Wertschöpfung in der Region bringen würde als die in der Kohlekommission diskutierten Investitionen von außen.

Hirschl sprach von indirekten Beschäftigungseffekten, von „einigen Tausend“ Arbeitsplätzen im Bereich der Produktion, der Bewirtschaftung, auch in der Renaturierung und im Rückbau der einstigen Braunkohleabbaugebiete. „Wir haben die Kompetenzen vor Ort und das Ziel, weiterhin Energieregion zu bleiben“, sagte er. „Da steckt eine ganze Menge an Musik drin, wenn sie es so gestalten, dass die Bürger beteiligt sind.“ Bei Glühwein und Schnittchen diskutierten die Gäste mit den Rednern noch bis in den späten Abend. Eine Empfehlung der Kohlekommission konnten sie leider noch nicht thematisieren, da diese sich ins Jahr 2019 vertagt hat.

Weitere Informationen:

http://www.weiterdenken.de/de/kohleatlas-sachsen

https://www.ioew.de/news/article/studie-braunkohlereviere-zu-energiewenderegionen-transformieren/

Pressekontakt:
Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Tel. 0341/ 49 27 78 66, felix.ekardt(at)bund-sachsen.de 

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