Delitzsch. Auf einer 4.000.000 qm großen landwirtschaftlichen Fläche in der Gemeinde Wiedemar im äußersten Nord-Westen Sachsens soll ein Industriegebiet entstehen. So der Plan der Sächsischen Landesregierung. Doch der Preis für dieses Vorhaben wäre hoch: der qualitativ hochwertige Ackerboden müsste einer versiegelten Betonfläche weichen. Viele in der Region wollten dies nicht hinnehmen und bildeten eine Bürgerinitiative zum Erhalt dieser wertvollen Flächen. Am 01.09.2024 entschieden sich nun 65,2 % der Wählenden in der Gemeinde Wiedemar in einem Bürgerentscheid gegen den vorliegenden Bebauungsplan. Damit haben sie ein klares Signal gesendet – der Bebauungsplan muss gestoppt werden, und der Gemeinderat muss diese Entscheidung nun rechtlich verbindlich umsetzen.
Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen: „Es ist Zeit für nachhaltige statt bequeme oder Prestige-Projekte. Es gibt in Mitteldeutschland genug freie Industrieflächen. Den Flächenverbrauch zu reduzieren, ist für das Stoppen von Artensterben und Klimakrise zentral. Auch Ernährungssicherheit und ökologisierte Landwirtschaft brauchen, ebenso wie der Naturschutz, dauerhaft mehr Flächen, um stärker naturangepasst wirtschaften zu können mit weniger Dünger und Pestiziden.“
Die breit aufgestellte Bürgerinitiative konnte die Bürger:innen davon überzeugen, dass Gewerbe und Industrien auf ohnehin anthropogen vorbelastete Flächen gehören, nicht jedoch auf Flächen, die für die Ernährung, den Wasserhaushalt und das Klima allergrößte Bedeutung haben.
Martina Demitrieff, Vorsitzende der BUND Ortsgruppe Delitzscher Land: „Wir, die Mitglieder vom BUND Delitzscher Land, freuen uns über das Ergebnis des Bürgerentscheides. Wir haben die Bürgerinitiative während der ganzen Kampagne mit Rat und vor allem mit Tat begleitet. Dies ist ein großartiger Erfolg gegen den Flächenfraß! Wir erwarten nunmehr vom Gemeinderat Wiedemar und dem Bürgermeister, dass sie das eindeutige Ergebnis des Bürgerentscheides respektieren und das Bauleitplanverfahren an dieser Stelle gestoppt wird.“
Das wertvolle Ackerland weist besonders hohe Bodenwertzahlen von weit über 80 auf. Vereinzelt wird die Bodenwertzahl 100 erreicht. Eine solche Bodenqualität ist sehr selten und sichert den Landwirten in der Region hohe Erträge.
Demitrieff weiter: „Statt die lokale Nahrungsmittelproduktion zu zerstören, sollten wir sie fördern, um endlich eine nachhaltige Lebensmittelversorgung mit kurzen Wegen und ohne ausufernde Transporte zu ermöglichen. Unter anderem im Hinblick auf die im Juli 2023 verabschiedete EU-Wiederherstellungsverordnung (Nature Restoration Law) ist die Fläche als Zukunftsfläche besonders wertvoll und muss dringend erhalten bleiben.“
Mehr Infos zu dem geplanten Vorhaben
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